Ich habe einen guten Bekannten.
Er ist Elektriker und dementsprechend mein Ansprechpartner wenn es um Strom, neue Leitungen, Renovierungen meines Büro´s und anderer tückischer Aufgaben, welche meine linken Hände überfordern, geht.
Stets kompetent steht er mir mit Rat und vor allem Tat zur Seite, freut sich über ein ehrliches Dankeschön und eventuell entbehre ich ein kühles, hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk aus meinem Vorrat.
Er macht sich gerade selbstständig.
Das freut mich für Ihn. Stets bin ich hochinteressiert wie es mit seiner Selbstständigkeit vorwärts geht, frage nach diesem und jenen Auftrag, lasse mir gern berichten was demnächst für Baustellen auf Ihn warten und drücke Ihm ganz fest die Daumen, denn er ist wirklich mehr als fähig!
Ich fragte Ihn vor ein paar Tagen ob er nichtmal bei uns im Büro vorbeischauen möchte, wir richten gerade neue Arbeitsplätze ein und die müssten verkabelt werden, gern stelle ich auch wieder ein obligatorisches reinheitsgebotenes Getränk zur Verfügung.
Das hat ja immer so geklappt und ich würde mich wieder auf sein Erscheinen freuen.
Erschrocken stellte ich fest: Der Arsch will auf einmal Kohle von mir haben!
Er faselte irgendwas von "Arbeit wäre nicht umsonst." und "Von seinen Leistungen muss er leben." Einen guten Preis würde er mir schon machen, aber für lau gehts eben nicht mehr.
Wie der geneigte Leser verstehen wird war ich komplett fassungslos, er wollte tatsächlich für seine Arbeit Geld haben!
Was fällt dem ein?
Wir haben ein Verständnis von Leistung und Geld.
Wenn wir zum Bäcker gehen, dann bezahlen wir unsere Brötchen.
Der Supermarkt nebenan hängt an jedes Produkt ein Preisschild, für jeden erkennbar...
Das Auto ist in der Werkstatt, wir wissen um die Rechnung die folgen wird.
Wir gehen auf Arbeit und erhalten unseren Lohn.
Wenn wir einen Vorgesetzten haben, der an uns verdient, so ist es bei jedem Angestellten, dann denken wir uns meist sogar: Ich erarbeite dessen Gehalt zumindest ein Stück mit.
Nach 5 anstrengenden Tagen kommt endlich das Wochenende.
Raus zum feiern, rein in den Club, tanzen, schöne Menschen betrachten, Vodkacola olé!
Eventuell hat man schon von der 5vor12 - Aktion der Clubbetreiber gehört.
Fünf Minuten vor Mitternacht schalteten die Clubbetreiber die Musik aus.
Eine triste Vorstellung.
Kein Beat zum Bewegen, man muss sich auf einmal verständlich mit der schönen Frau vor einem unterhalten können und beim Mitsingen stellt jeder verwundert fest, dass die eigene Stimme doch eher Sachsenpaule als Beyonce gleicht....
Außerdem hat der Eintritt ja mit 10€ zu buche geschlagen, da zahlt der Clubbetreiber ja den Künstlern was um deren Musik zu spielen!
Da wäre es eigentlich doch mal sinnvoll zu fragen:
Wieviel zahlt denn der Clubbetreiber an die Künstler?
Was passiert eigentlich mit den 7€-Cocktails, die einen Material und Lohnwert von 1,30€ haben?
Wieviel verdient ein Künstler an meinem Eintritt?
Warum steigen die Clubbesitzer auf die Barrikaden und sind gegen die GEMA-Reform?
Ich möchte mir dazu mal eine Beispielrechnung des DEHOGA Bundesverbandes heranziehen.
http://www.dehoga-bundesverband.de/fileadmin/Inhaltsbilder/GEMA/GEMA-Tarifreform.pdf
Da steht doch tatsächlich eine Steigerung von 496% pro Jahr mit der neuen Reform.
Was bedeutet das für Künstler, Betreiber und Besucher?
1. Es wird von einer Raumgröße von 120qm bei einem Club gesprochen.
D.h: es passen in den kompletten Club (Bar, Toiletten, Garderobe, Eingangsbereich, Evtl. noch Sitzgelegenheiten ausserhalb der Mainstage) ca. 150 Leute.
2. Bei 6€ Eintritt pro Person sind wir also bei 900€ Eintrittsgeldern, pro Öffnungstag.
3. Die GEMA schlägt mit 256,80€ an diesem Tag ein.
Bleibt dem Betreiber also pro Tag noch 643,20€ übrig.
Wenn man bedenkt, dass der Betreiber wahrscheinlich ohne Musik keinen hinter dem Ofen hervor gelockt hätte, dann....
Anders ausgedrückt: von 22.00-05.00 dürften nur 43 zahlende Gäste kommen damit der Veranstalter die GEMA drin hat.
Nunja, der Veranstalter/Betreiber verdient ja auch noch etwas an der Bar.
Nehmen wir an (und jeder überdenke bitte sein Ausgabeverhalten in einem Club) pro Gast würden 8€ an Getränken umgesetzt. Gehen wir von 2,50€ für ein Bier und 5,50€ für einen, oben schon genannten, Vodkacola aus.
Was kostet den Betreiber ein Bier:
http://www.fassbier24.com/Preis-Lieferung
Google verrät es.
12 Fässer (x50 Liter) kosten 50€ pro Fass = 600Liter = 1200 x 0,5l Bier.
D.h.: ein Bier kostet den Betreiber 0,50€
Bei 150 bestellten Bier sind das 300€ Überschuss
Vodkacola:
1 Liter Cola kostet uns im Supermarkt ca. 0,80€ (ohne Pfand, denn den bekommt der Wirt ja zurück)
1 Liter Vodka kostet uns etwa 8€
Ein Rezept für Vodkacola ist zum Beispiel dieses hier:
http://www.cocktailscout.de/cocktail_Wodka_Cola_rezept_7.html
Also kosten uns die Zutaten:
Cola: 16 cl = 0,13€
Vodka: 4 cl = 0,32€
= 0,45€ für den Cocktail.
Macht einen Überschuss von 5,05€ pro Gast
Bedeutet = 150 verkaufte Cocktails * 5,05€ = 757,50€ Überschuss
Das macht gesamt:
Eintrittsüberschuss: 643,20€
Bierüberschuss: 300€
Cocktailüberschuss: 757,50€
= 1700,70€ Überschuss
Ziehen wir noch 1000€ für Betriebskosten und 2 Aushilfen ab, so landen wir bei 700€ die der Wirt am Ende des Tages mitnimmt.
Oder Anders: von 22.00- 05.00 verdient der Wirt 100€ die Stunde
Nach neuer(!) GEMA-Reform
Wenn also vom gesamten Umsatz (1957,50€) ca. 10% an die Künstler gehen, welche die Musik erschaffen die in diesem Club läuft, dann ist auch klar das vorher lediglich nur ca. 43€ an die Künstler gezahlt worden.
Nun stell dir selber die Frage:
Würdest du in diesen Club gehen, wenn da keine Musik läuft?
Beim nächsten Post:
Warum die GEMA-Reform Billigdiscounter unterstützt...
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